Das Portal der Ev. Stadtkirche zu Unna: Zwei große Türflügel – zwei kleine Überraschungen
Pünktlich zum Reformationsjubiläum erstrahlt das Portal der Evangelischen Stadtkirche Unna in neuem Glanz. Die Restaurierung der beiden großen Eingangstüren ist abgeschlossen. Auch die kleine Tür zum Turm wurde aufgearbeitet.
Rund sechs Wochen dauerten die vom Verein zur Erhaltung der Ev. Stadtkirche zu Unna e.V. nicht nur initiierten, sondern auch finanzierten Arbeiten. Ausgeführt wurden sie von dem Tischler und Restaurator Ralf Körner aus Olsberg und von dem Kunstschmied Rüdiger Willecke aus Winterberg-Siedlinghausen. Während sich Willecke um die eisernen Beschläge und das Schloss kümmerte, arbeitete Körner das Eichenholz der Türen und den Schriftzug über dem Portal auf. Dabei kam er dem wahren Alter der Türen auf die Spur. Unter den Eichenbrettern eines der Türflügel stieß er auf Reste gotischer Ornamente, die dem Fachmann signalisierten, dass das Portal im Kern älter ist als bisher angenommen. Körner nennt auch eine ungefähre Zahl, so um die 500 Jahre.
Den Originalzustand wiederherzustellen hätte alle Zeit- und erst recht alle Kostenpläne über den Haufen geworfen. So beließ man es dabei, den Türen wieder die Optik des Jahres 1908 zu geben. Damals erfolgte eine umfassende Neugestaltung nach Entwürfen von Arno Eugen Fritsche (* 1858; † 1939). Der Architekt war Zeit seines beruflichen Lebens auf dem Gebiet des evangelischen Kirchenbaus tätig. Auch Unna verdankt ihm ein bedeutendes Kirchbauwerk, nämlich die Christuskirche in Königsborn, die Anfang des 20. Jahrhunderts nach seinen Plänen erbaut wurde.
Dass der Zustand des Jahres 1908 in einem Detail anders war als gedacht, fand der Steinmetz und Restaurator Dr. Christoph Hellbrügge aus Ascheberg heraus. Er zeichnete für die gelungene Renovierung des Kircheninneren im Jahre 2016 verantwortlich. So lag es auf der Hand, ihn mit der Auffrischung der Steinumfassung des Portals zu beauftragen. Der Experte erkannte bei der Ausführung seiner Arbeiten mit einem Blick: An den Türen fehlt etwas, und zwar eine schmiedeeiserne Einfassung im unteren Bereich. Das Interesse Hans-Peter Wiggers, dem Vorsitzenden des Vereins zur Erhaltung der Ev. Stadtkirche zu Unna e.V., war leicht zu wecken. Er fand schnell einen Beleg für Hellbrügges Feststellung. Pfarrer i.R. Jürgen Düsberg stellte ein Schwarz-Weiß-Foto zur Verfügung, das zwar nicht preisgab, wann es aufgenommen wurde, das aber unübersehbar ein breites Metallprofil am Fuße jedes Türflügels zeigte. Dann ging es – wie so oft in letzter Zeit im Förderverein – ohne besonderen Verzug weiter. Die Entscheidung, den zusätzlichen finanziellen Aufwand für die metallene Ergänzung der Beschläge zu übernehmen, war fast nur eine Formalie. Das Presbyterium als „Hausherr“ und die Denkmalbehörde stimmten natürlich zu.
Am Montag, dem 28. August 2017, konnten die beiden Handwerker mit berechtigtem Stolz ihr Werk präsentieren. Geschick und ein kleiner Kran waren nötig, um die je rund 400 Kilogramm schweren Türen wieder einzuhängen. Alles ging gut. Was Restaurieren bedeutet, machte der Kunstschmied an einem Detail deutlich: „Alle historischen Nägel sind wieder verbaut worden und fehlende habe ich nachgearbeitet und ergänzt“. Der Tischler und Restautor beließ es bei einem Rat für die Zukunft: „Schaut Euch alle fünf Jahre die Türen einmal genau an. Lasst kleine Schäden sofort mit dem richtigen Material ausbessern, und Unna wird lange Freude an diesem schönen Portal haben.“
Unna, im September 2017
Jürgen Korvin