2018 – Ein Unglücksjahr, mit unabsehbaren Folgen!
Was ist geschehen? Was war zu tun? Wie geht es weiter? Die Inhalte der folgenden Links geben Antwort.
Ein Sturm und seine Folgen! – Den Turm retten?! – Die Probleme! – Was tat und was tut sich! – Was es bisher kostete! – Was der Förderverein bisher beitrug!
Ein Stimmungsbild: Seit dem 18. Januar 2018 ist nichts mehr wie es war
Ein Blick in die Vergangenheit: Frühere Unglücksjahre
Mehr als nur ein Sturmschaden!!!
Am späten Vormittag des 18. Januar 2018, ein Donnerstag, ließ eine Orkanböe den nordwestlichen Eckturm von der Balustrade des Turmes dieser Kirche in die Tiefe stürzen. Mit großer Wucht durchschlug die 6 Meter hohe und 2 Tonnen schwere Sandsteinfiale das Kirchendach und beschädigte das Gewölbe des nördlichen Seitenschiffs schwer. Eine der vier tragenden Rippen wurde so stark beschädigt, dass ein Einsturz des Gewölbes nicht ausgeschlossen war.
Gott sei es gedankt, dass Menschen nicht zu Schaden kamen.
Wegen der Einsturzgefahr und der langwierigen Reparaturarbeiten blieb die Stadtkirche bis zum Frühherbst 2018 geschlossen.
Der Sturmschaden ist mittlerweile beseitigt. Die Gebäudeversicherung hat ihn in ganz wesentlichen Teilen getragen.
Bei der Schadensaufnahme und bei den folgenden Arbeiten traten nach und nach weitere Schäden am Turmhelm, am Turmumgang und an der gesamten Turmfasssade zu Tage, die bisher verborgen geblieben waren.
Die Kostenschätzung ergab eine Schadenssumme im mittleren siebenstelligen Bereich.
Den Turm retten!
Wir sind der Ev. Kirchengemeinde dankbar dafür, dass sie sich, unterstützt durch den Kirchenkreis Unna, trotz der knappen Finanzen dafür entschieden hat, das stadtbildprägende Gebäude in seiner seit 1863 vertrauten Form zu erhalten.
Wir werden sie dabei tatkräftig unterstützen.
Der einzigartige Blick vom Turmumgang auf Unna hinab wird auch in Zukunft möglich sein.
Die Probleme!
Wasser im Stein ist das Grundproblem am Turm der Ev. Stadtkirche. Regenwasser drang im Laufe der Zeit in das Gemäuer ein, begünstigt durch die Konstruktion der aus dem Jahre 1863 stammende Wasserführung. Die Steine verwitterten. Der Turmumgang am Fuß des Turmhelmes mit seinen besonderen Elementen, den Fialen und den Wasserspeiern, Höllenhunde genannt, und Teile der Fassade haben darunter sehr gelitten.
Begünstigt wurde die Verwitterung durch eine Sanierungsmaßnahme aus den 1970er-Jahren, damals anerkannt, heute verworfen. Man überzog die Steine mit einer Schutzschicht, die verhindern sollte, das Wasser eindringt. Aber das Wasser suchte sich weiter seinen Weg, wenn auch nur langsamer. Die Schutzschicht ließ es nicht wieder austreten. Der Frost tat dann sein Übriges.
Was den Verwitterungszustand angeht, spielen auch Herkunft und Alter der verwendeten Steine eine Rolle: Das im 19. Jahrhundert eingesetzte Material ist besonders anfällig für Sprengungen durch eindringendes und gefrierendes Wasser. Steine, die in den 1920er-Jahren eingebaut wurden, sind wohl robuster.
Auch der Turmhelm selbst bedurfte der Erneuerung. Hier war es der Wind, der langsam die Kupferabdeckung aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts vom hölzernen Dachstuhl ablöste. Die besondere Form des Turmhelmes, eine hohe achtseitige Pyramide, verstärkte dabei die Windkraft. Das ist ebenfalls eine Erkenntnis erst aus neuerer Zeit.
Was tat und was tut sich!
Die Planerinnen und Planer haben die Arbeiten am Turm von vornherein in zwei Bauabschnitte eingeteilt. Beide treffen sich oberhalb von 24 Metern des Kirchplatzes. Man wollte von oben nach unten arbeiten.
Alles Sichtbare begann am 18. Okt. 2018 mit dem Aufbau eines Gerüstes. Es wurde aber zunächst nur für die umfängliche Schadensaufnahme genutzt.
Am 2. und 3. April 2019 wurden eine Fiale und ein Wasserspeier, auch Höllenhund genannt, abgenommen und nach unten transportiert.
Die verbliebenen Fialen und Wasserspeier und die Brüstung des Turmumganges folgten in der Zeit vom 14. bis 22 Aug. 2019.
Das Gerüst erreichte am 24. Okt. 2019 die Spitze des Turmhelmes.
Kurz danach wurde der Wetterhahn abgenommen. Das Turmkreuz konnte stehen bleiben.
Die Demontage der Ziffernblätter und der Zeiger der Turmuhr erfolgte am 24. März 2020. Sie bedurften der Restaurierung in einer Fachwerkstatt. Das Uhrwerk selbst verblieb bis auf einzelne Bauteile, die gereinigt und aufgearbeitet werden mussten, im Turm. Die Wiederherstellung der Turmuhr erfolgt parallel mit dem Wiederaufbau des Turmumgangs.
Das Dach ist mittlerweile neu eingedeckt. Das neue Kupfer verändert das Aussehen des Turmhelmes nachhaltig. Es hat eine orange-rötliche Färbung und zeigt sich in einem schimmernden Glanz.
Die natürliche Korrosion wird eine lange Zeit benötigen, bis der Turmhelm sich wieder grün präsentiert.
Die Restaurierung bzw. Sanierung der Fialen, der Wasserspeier und der Brüstungselemente erfolgte teilweise an Ort und Stelle. Dazu wurde eigens eine kleine Turmbauhütte eingerichtet.
Hunderte maroder Fassadensteine und das Maßwerk der oberen Turmfenster wurden teilweise ausgebessert bzw. ersetzt.
Bei den Arbeiten im Inneren des Turmes ging es im Wesentlichen um die Ausbesserung von Fugen.
Die Fragmente der abgestürzten Fiale, die als „Vorlage“ für den Nachbau benötigt wurden, haben aus der Steinmetzwerkstatt in Süddeutschland wieder ihren Weg nach Unna gefunden. Wo sie endgültig verbleiben – in oder an der Kirche – ist noch offen. Erhalten bleiben sollen sie aber auf jeden Fall. Für den Wiederaufbau der zerstörten Fiale steht noch die Gebäudeversicherung ein.
Seit dem 15. Dezember 2020 befinden sich die Wasserspeier – auch Höllenhunde genannt – wieder in Unna. 800 Arbeitsstunden wurden in ihre Restaurierung investiert. Ende Februar 2021 fanden sie wieder ihren Platz in luftiger Höhe. Die vier Fialen folgten ihnen Anfang März 2021. Der Turmumgang ist seit Anfang Juni wieder begehbar.
Der Rückbau des Gerüstes bis zum Gurtsims, ca. 24 m über dem Kirchplatz, erfolgte am 4. August 2021.
Die Uhr, der Turmumgang, die Wasserspeier und die Fialen sind wieder frei sichtbar. Seit 29. November 2021 läuten die Glocken wieder und zeigt die Uhr wieder die Zeit an.
Ein wesentlicher Teil des letzten Bauabschnitts war die Restaurierung des Portalfensters. Mit dem Abbau des Gerüstes begann man kurz nach Ostern 2022. Letzte Arbeiten am Sockel und die Räumung der Baustelle folgten. „Baustellenfrei“ zeigte sich die Stadtkirche zu Pfingsten 2022. Die Feierlichkeiten zum Jubiläum der Stadtkirche, die seit nunmehr 700 Jahre besteht, konnten beginnen.
Über die genaue Chronologie der Ereignisse bzw. den Ablauf der Arbeiten können Sie sich informieren, wenn Sie diesem Link folgen.
Was es kostete!
Wie schlecht es um das Bauwerk stand, wurde erst nach und nach deutlich. Mit dem Fortschritt der Arbeiten zeigten sich immer neue Schäden, „sprichwörtlich“ kam ein Stein zum anderen. Nicht jedes Sanierungsdetail konnte so wie vorgesehen ausgeführt werden, geplante Lösungen mussten zu Lasten des Finanzrahmens optimiert werden. Dazu die Meinung der Baufachleute: „Das ist bei einem historischen Gebäude dieser Art und Größe nachvollziehbar. Außerdem gilt es, die Sanierung nachhaltig in hoher Qualität auszuführen“.
Zu den zwei geplanten Bauabschnitten gesellte sich ein dritter hinzu. Es sind die zum Kirchenschiff gehörenden Schildwände an der Westseite.
Nach Abzug der öffentlichen und kirchlichen Förderung, der schon eingegangenen Spenden und von Kapitalmarktmitteln zeigte sich Mitte November 2020 noch eine Finanzierungslücke von 750.000 Euro ab. Die Konsequenz, so Christoph Schulte, Leiter der Bauabteilung des Kreiskirchenamtes: „Wir hätten die Sanierung wohl 24 Meter über dem Boden unterbrechen müssen.“
Dann gab es eine gute Nachricht.
In einer Pressemitteilung des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW vom 27.11.2020 hieß es:
„Die Stadtkirche in Unna ist ein Wahrzeichen auch über die Stadtgrenzen hinaus. Dieses kulturelle Erbe auch für nachfolgende Generationen zu erhalten und zu schützen ist der Landesregierung Nordrhein-Westfalen ein wichtiges Anliegen. Die Erhaltungsarbeiten sind für die Kirchengemeinde herausfordernd. Deshalb unterstützen wir die engagierten Kirchenretter vor Ort mit weiteren 500.000 Euro.“
Dazu muss man wissen, dass die Landesregierung NRW bereits in 2018 und 2019 Zuschüsse in Höhe von insgesamt 645.000 Euro zur Verfügung gestellt hat.
Hinzu kamen Finanzmittel des Bundes in Höhe von 368.000 Euro und der Stadt Unna in Höhe von 100.000 Euro und eine Zuwendung der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Höhe von 55.000 €.
Auch der Kirchenkreis Unna wirkte solidarisch in einem erheblichen Maß, nämlich mit ca. 1,6 Mio €, an der Finanzierung der Sanierungsarbeiten mit. Die Gemeinschaft seiner Kirchengemeinden und die Ev. Landeskirche ermöglichen ihm dies.
Und nicht zuletzt flossen der Ev. Kirchengemeinde Unna und unserem Förderverein Spenden in einem beachtlichen Umfang zu. Rund
Die Turmsanierung ist zwischenzeitlich abgeschlossen. Der finanzielle Aufwand addiert sich auf rund 5 Mio. Euro. Zum Abschluss wurde mit Unterstützung des Fördervereins das Fenster oberhalb des Portals umfassend restauriert.
Übrig geblieben sind nicht ganz so dringliche Arbeiten am Kirchenschiff. Es geht da konkret um die sogenannten Schildwände, die westlichen Wände des Kirchenschiffes links und rechts des Turmes. Diese Arbeiten kosten weitere 600.000 €, die die Kirchengemeinde aktuell nicht aufbringen kann. Aber die Fachleute halten es aber für vertretbar, die Sanierung aufzuschieben
Was der Förderverein bisher beitrug!
Seit mehr als 60 Jahren stehen wir über konfessionelle Grenzen hinweg der Ev. Kirchengemeinde Unna zur Seite und setzen die Beiträge unserer Mitglieder und die uns zufließenden Spenden in treuhänderischer Verantwortung für die Erhaltung und Ausgestaltung der Ev. Stadtkirche ein.
Die Ev. Kirchengemeinde jetzt auch bei der Turmsanierung zu unterstützen, ist letztendlich unsere satzungsgemäße Aufgabe. Bisher haben wir mit 405.000 Euro (Stand2022) zur Finanzierung der Sanierungsarbeiten beitragen.
Es ist vielen Menschen und Organisationen zu verdanken, dass diese Summen zusammen gekommen sind. Soweit möglich, haben wir uns persönlich bedankt. Aber bei ganz vielen Spenderinnen und Spendern war das nicht möglich, weil uns schlichtweg ihre Anschrift fehlte. Ihnen allen an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.