Unglücksjahre

1660 | 1723 | 1860 | 2018
Unglücksjahre

Das Unglück am Turm unserer Stadtkirche am Donnerstag, dem 18. Januar 2018, erinnert uns an drei andere große Zerstörungen, die unsere Kirche im Laufe der Jahrhunderte erfahren hat.

Am Morgen des 19. Dezember 1660 hatten sich bereits zahlreiche Gemeindeglieder zum Frühgottesdienst am 4. Advent in der Kirche versammelt. Da rüttelte ein „erschröcklicher Sturm“ am Kirchturm und warf ihn auf das Kirchdach. Die Gewölbe des Seitenschiffes stürzten ein und die Orgel wurde zertrümmert. Sieben Menschen wurden dabei getötet; zwei weitere erlagen später ihren schweren Verletzungen. Die lateinische Inschrift am Deckengewölbe des Mittelschiffs erinnert an diesen schrecklichen Unfall.

Foto: Hubert Brandt

An diesen Turmeinsturz erinnert eine lateinische Inschrift im Mittelschiffsgewölbe vor dem Chor, die in der deutschen Übersetzung von Oskar Rückert besagt: „1660 Jahre waren verflossen, und es läutete frühmorgens die fünfte Stunde des vierten Advents. O wehe! Der Turm, das Dach und dreimal drei Gewölbeteile, vom Südostwind schwer betroffen, stürzten ein, wobei sieben Menschen umkamen. Hätte nicht Gott dieses traurige Unglück in der fünften Stunde vorweggenommen, so hätte die sechste Stunde während des Gottesdienstes sogar tausend dahingerafft. Nun bleibt noch übrig die Erneuerung des Turms und die Auferweckung der Toten durch den Herrn.“ Die Gewölbeteile wurden in drei Jahren erneuert.

63 Jahre später, am 27. Februar 1723, brach in der südlichen Innenstadt von Unna ein Brand aus, der sich auf die ganze Innenstadt ausbreitete. 131 Häuser wurden zerstört. Die Feuersbrunst griff auch auf die große Kirche über und vernichtete den Turmhelm sowie das Kirchendach. Dabei wurden die Gewölbe freigelegt. Beim Wiederaufbau erhielt die Kirche im Jahre 1747 statt des ursprünglich gotischen Turmhelms eine barocke Haube.

Foto: Jürgen Korvin

Am Nachmittag des 27. März im Jahre 1860 gegen 15.30 Uhr wurde dieser Turm bei einem starken Gewitter vom Blitz getroffen. Erst zwei Stunden nach diesem Einschlag entdeckten Passanten an der Südseite der Turmspitze austretenden Rauch und Feuerflammen. Bis zum späten Abend war der Turmhelm bis auf das Mauerwerk abgebrannt. Die vier Glocken waren geschmolzen und in die Tiefe gefallen.

Beim Wiederaufbau des Turm im Jahre 1863 wurden übrigens die vier Meter hohen Fialen, die heute sein Bild prägen, aufgestellt.

Und nun brach beim Sturm „Friederike“ am Donnerstag, dem 18. Januar, am späten Vormittag, eine Fiale ab, durchschlug das Dach der Stadtkirche und beschädigte ein Kreuzgewölbe schwer. Eine der vier tragenden Rippen wurde so stark beschädigt, dass ein Einsturz des Gewölbes nicht ausgeschlossen war und die Kirche Monate geschlossen bleiben musste.

„Es ist der größte Schaden und die größte Katastrophe seit 1723. Mit Gottes Hilfe und der Unterstützung vieler Freunde unserer Kirche wird sie sich jedoch auch von diesem Unglück erholen,“ meint Jürgen Düsberg, Pfarrer i.R. und Kenner der Stadtkirchengeschichte.

Nach einem Text von Pfarrer i.R. Jürgen Düsberg